Begabtenförderung am HBG
Schülerinnen und Schüler mit hohem Interesse an einer über den Unterricht hinausgehenden selbstständigen Arbeit können bei entsprechender Leistungsbereitschaft und Begabung ab Klasse 7 auf Vorschlag der unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer an unterschiedlichen Projekten und Workshops zur Begabtenförderung teilnehmen. In den mehrtägigen, fächerverbindenden Workshops erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Hilfe von Betreuungslehrkräften unterschiedliche Themen und erlangen so anregende und bereichernde Kenntnisse jenseits des Schulstoffs. Darüber hinaus unterstützt die Schule geeignete Schülerinnen und Schüler dabei, ihre Begabungen durch die Nutzung von Angeboten außerschulischer Träger weiter zu entfalten (beispielsweise in Juniorakademien, Ferienworkshops und durch die Teilnahme an speziellen Seminarprogrammen).
Es ist uns ein Anliegen, besonders auch diejenigen zu fördern, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden haben.
Die folgenden Berichte bieten einen Eindruck von den Begabtenworkshops am HBG:
Begabtenförderung Klasse 7 in Ramsen
Am Montag, den 24.01.2022, ging es für uns, die Schüler und Schülerinnen, die in der Begabtenförderung waren, nach Ramsen, um mehr über das Thema „Einstein, Kant, Freud und ich“ bzw. „Weltbild – Menschenbild – Fremdbild – Eigenbild“ zu erfahren. Wir wurden von Herrn Geßner und Frau Kopp begleitet.
In Ramsen angekommen ging es direkt mit einer Beschreibung unseres Selbst los. Dazu sollten wir zu unserem Namen Adjektive kreuzworträtselartig aufschreiben. Danach wurden uns von Herr Geßner optische Täuschungen und Doppelbilder gezeigt. Außerdem lernten wir, was die Menschen früher zu der Annahme veranlasste, dass die Erde eine Scheibe sei und sich alles um sie drehe. Wir erfuhren aber auch, wie bewiesen wurde, dass dies nicht so ist. Des Weiteren beschäftigten wir uns mit den unterschiedlichen Zeitzonen und klärten, wieso es diese gibt.
Am Dienstag brachte Frau Kopp uns etwas über die Welt der Psychologie bei. Wir lernten das Strukturmodell der Psyche kennen, welches von Sigmund Freud entwickelt wurde und aus drei verschiedenen Ichs besteht.
Wir beschäftigten uns auch mit der Transaktionsanalyse, die von Eric Berne entworfen worden war und die Ich-Zustände beschreibt, mit denen zwei Menschen sich miteinander befassen.
Am Mittwoch ging es für uns mit dem Kommunikationssystem von Friedemann Schulz von Thun weiter. Wir lernten, dass eine Botschaft vier Seiten hat, aber auch mit vier Seiten empfangen werden kann
Zurück im Schullandheim verabschiedeten wir uns von Frau Kopp und kamen zum philosophischen Teil. Weil Herr Riedler wegen Krankheit ausfiel, übernahm Herr Geßner den philosophischen Teil. Wir lernten Sokrates‘ Methode, die Mäeutische Fragetechnik und Platons Dialektik kennen. Des Weiteren lernten wir Wittgensteins Sprachphilosophie kennen. Nun befassten wir uns mit Platons Höhlengleichnis.
Am nächsten Morgen lehrte Herr Geßner uns mehrere Arten, wie sich verschiedene Richtungen der Philosophie die Wahrheit vorstellen und was der Unterschied von Wahrheit und Wissen ist. Wir befassten uns mit Immanuel Kant. Dieser fand, dass Verstand und Sinnlichkeit immer zusammen kommen müssen. Danach beschäftigten wir uns mit verschiedenen Geschwindigkeiten, insbesondere der von Licht. Außerdem spalteten wir das Licht in seine verschiedenen Farben.
Danach befassten wir uns mit Einsteins Relativitätstheorie. Wir lernten, dass die Zeit bei Bewegung, wenn man sie misst, langsamer vergeht. Des Weiteren lernten wir, wie schwarze Löcher entstehen und dass schwerere Massen leichtere Massen anziehen.
Nach dem Abendessen fand der Musizierabend im Speisesaal statt. Viele Lieder wurden am Klavier gespielt und einige Lieder wurden gesungen. Es gab sogar eine Bratsche und eine Klarinette zu hören. Danach gingen wir in den „Klassensaal“ und spielten ein Strategiespiel.
Am Freitagmorgen fuhren wir um 9:50 fuhren mit dem Bus los. Neben vielem neuen Wissen nahmen wir auch viele schöne Erinnerungen mit.
Vielen Dank an Frau Kopp und Herr Geßner!
Alegra Zerlin
Begabtenförderung Klasse 8 in Ludwigshafen
Von Mittwoch, dem 12.10. bis Freitag, den 14.10.2022, fand die Begabtenförderung der Klassenstufe 8 statt.
Am Mittwoch begann die Begabtenförderung mit dem naturwissenschaftlichen Teil. Wir sollten den Umfang der Küste Großbritanniens messen. Wir hatten die Idee, wichtige Ecken mit Stecknadeln zu markieren, darum dann ein Seil zu spannen und dieses zu messen. Um die Messung genauer zu machen, schlugen wir vor, mehr Stecknadeln zu verwenden Dies war die Überleitung zu unserem ersten Thema. Je genauer man versuchen würde, die Küste zu messen, desto mehr Meter mäße man. Wir gelangten so zu der Kochschen Schneeflocke, die dieses Phänomen aufweist. Sie gilt als „fraktal“. Das bedeutet, dass sie eine Dimension hat, die zwischen zwei Dimensionen liegt. Die Dimension der Kochschen Schneeflocke ist etwa 1,26.
Als nächstes lernten wir das Sierpinski-Dreieck kennen. Dieses ist eine Figur, die aus einem Dreieck gebildet wird und unendlich fortgesetzt werden kann.
Weiter ging es mit dem Möbiusband. Dieses kann man sehr leicht mit einem langem Papierstreifen machen. Man dreht das eine Ende um 180° und klebt es dann so an das andere. Das besondere an dem Möbiusband ist, dass es nur eine Seite hat.
Am Donnerstagmorgen starteten wir mit dem philosophischen Teil. Zuerst beschäftigten wir uns mit dem griechischen Philosophen Anaximander. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass die Arché, der Urstoff des Seienden, ohne Grenzen, unvergänglich und unzerstörbar sei. Aristoteles unterschied zwischen zwei Unendlichkeiten: der potenziellen Unendlichkeit und der aktualen Unendlichkeit. Die potenzielle Unendlichkeit definierte er als „Unendlichkeit als Möglichkeit“. Diese ist die Unendlichkeit bei Wachstumsprozessen, wie zum Beispiel dem Sierpinski-Dreieck. Die aktuale Unendlichkeit stellte er als „Unendlichkeit als Ganzes“ dar. Sie ist wirklich unbegrenzt. Am Nachmittag ging es mit dem naturwissen-schaftlichen Teil weiter. Wir sollten bei einem gleichseitigen Pentagramm die Diagonalen einzeichnen. Diese ergaben einen Stern, in dessen Innerem wieder ein Pentagramm zu erkennen war. Dies sollten wir immer weiter führen. Wir stellten fest, dass es theoretisch immer weiter möglich sein würde das Pentagramm einzuzeichnen. Als wir allerdings eine Formel zu der Länge der Diagonalen aufstellten, ergab sich nach ein Paar Schritten eine Minusstrecke. Dies fanden auch die Pythagoräer heraus, die nach dem Zitat von Pythagoras „Alles ist Zahl.“ lebten. Sie hielten es deshalb unter Verschluss. Dies war die Überleitung zu unserem nächsten Thema, dem Satz des Pythagoras. Er besagt folgendes: a²+b²=c². Diese Formel bezieht sich aber nur auf ein rechtwinkliges Dreieck.
Am Freitag wendeten wir das Sieb des Eratosthenes auf alle Zahlen bis 400 an und filterten so alle Primzahlen heraus. Als nächstes versuchten wir jeder natürlichen Zahl eine Zahl zuzuordnen. Der eins ordneten wir eins zu, der zwei die zwei usw. Dann machten wir das bei jeder ganzen Zahl. Dabei wollten wir außerdem herausfinden, ob es so viele Ganze Zahlen wie Natürliche Zahlen gibt. Der -1 ordneten wir die 1 zu, der -2 die 2 usw. So kamen wir zu dem Ergebnis, dass es so viele ganze wie natürliche Zahlen gibt. Wir fanden sogar eine Methode alle Brüche miteinander zu verbinden. Am Ende schauten wir uns noch einen Film zu den verschiedenen Dimensionen an.
Aus dem Workshop nahmen wir viele neue Erkenntnisse über die Unendlichkeit mit.
Alegra Zerlin
Begabtenförderung Klasse 9 in Ludwigshafen
Jedes Jahr erneut lädt Herr Geßner Schülerinnen und Schüler, die besonders gute Leistungen erzielen und die sich für Dinge außerhalb des Schulstoffes interessieren, zu einem dreitägigen Workshop ein. Das ist die Begabtenförderung. Da das HBG auch eine Vorzeigeschule für Partizipation und Demokratie ist, bot es sich an, den Workshop ebenfalls inhaltlich unter dieses Motto zu stellen. Herr Geßner nahm sich Herrn Riedler zu Hilfe und gemeinsam entwickelten Sie ein Konzept, bei dem sich alles um die „Festung Europa“ drehte.
Am ersten Tag starteten wir mit einer Einführung von Herrn Riedler und bekamen hierbei erklärt, dass wir ein Planspiel über den Tag entwickeln werden, das dann am Nachmittag ausgeführt werden solle. Das Thema des Planspiels war die Flüchtlingskrise der EU. So fingen wir an, uns noch einmal (anders als im Sozialkundeunterricht) mit der EU und deren Grundprinzipien zu befassen. Jeder bekam ein Thema und hielt dazu eine kurze Präsentation, damit alle inhaltlich auf dem gleichen Stand waren. Anschließend bekamen wir alle verschiedene Rollen zugeteilt: Es gab den Präsidenten des EU-Parlaments, der zur Konferenz und zur Konfliktlösung einlud, und es gab den Vertreter der EU-Kommission. Damit die Konferenz stattfinden konnte, brauchten wir auch die Vertreter der jeweiligen Länder, die im Folgenden genannt werden: Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien, Spanien, Portugal, Ungarn, Polen, Großbritannien, Österreich und Griechenland. Um die Sitzung unseres fiktiven EU-Parlamentes möglichst real erscheinen zu lassen, wurden noch zwei Pressemitarbeiter bestimmt, denn Berichte oder Interviews gehören zu solchen Veranstaltungen immer dazu.
Als die Rollen verteilt waren, bekamen wir Unterlagen, um uns entsprechend gut auf unsere Rollen vorzubereiten und um uns in die jeweilige Lage versetzen zu können. Da uns die Vorbereitungen so sehr beschäftigten, verbrachten wir alle sogar freiwillig unsere Mittagspause in der Bibliothek und konnten uns gegenseitig helfen und Verständnisfragen gemeinsam klären. Das Ziel des ersten Tages war es, ein so realistisch wie mögliches Planspiel aufzusetzen. Nach der Mittagspause stellten wir die Tische in eine konferenzförmige Reihe, sodass jeder Vertreter einen Platz hatte. Da wir alle sehr gut vorbereitet waren, konnten direkt anfangen.
Der Präsident fing mit einer Einführungsrede an und erklärte uns die Geschäftsordnung, an die sich jeder im Folgenden halten musste. Wir fingen an, die jeweiligen Standpunkte in einer „Vorstellungsrunde“ darzulegen. Danach ging es los. Wir argumentierten alle für die von uns vertretenen Länder, verbündeten uns mit manchen und baten die „Gegner“ für Gespräche vor die Tür. Nach einer hitzigen Auseinandersetzung und sehr realen Debatten kamen wir zu unserem letzten Punkt: der Abstimmung. Gemeinsam fanden wir am Ende des Tages keine einheitliche Lösung. Trotzdem sind wir sehr zufrieden am Ende des Tages gewesen, da wir viel Spaß hatten und die ganze Idee des Tages gelungen war. Wir hatten auch einen Einblick bekommen, wie schwierig es in der Politik sein kann, Kompromisse zu finden.
Am zweiten Tag trafen wir uns nicht mit unseren Lehrern, sondern mit zwei extra angereisten Referenten. Dabei handelte es sich um einen pensionierten Polizisten und um eine Sozialarbeiterin der Anne-Frank-Realschule, die mit uns an diesem Tag arbeiten sollten. Das Thema war der „Vorurteilscheck“. Gemeinsam sammelten wir die bekanntesten Vorurteile und waren überrascht, auf wie viele wir im Endeffekt gekommen sind. Gemeinsam besprachen wir, warum Vorurteile so schlimm sein können, welche Auswirkungen sie erzeugen und dass man meistens kein Gegenargument für diese findet. Ein Beispiel, das oft genannt wurde, war: „Polen klauen“. Erschreckend für uns war, dass uns viele Vorurteile bekannt waren, obwohl uns eigentlich theoretisch klar ist, dass man niemals beispielsweise etwas pauschal über eine Bevölkerungsgruppe sagen kann.
Danach spielten wir ein Spiel, in dem es darum ging, dem anderen zu vertrauen. Wir stellten uns mit geschlossenen Augen in einen Kreis und wurden dann von hinten leicht geschubst. Sinn dabei ist es, zu vertrauen, dass man von jemand anderem gehalten wird und man nicht hinfällt. Als nächstes bekamen vier von uns die Aufgabe, ein Gespräch zu simulieren. Das Thema dazu war die „Flüchtlingskrise“. Zwei Schüler bekamen einen roten Schal, die beiden anderen einen grünen. Die roten Schals symbolisierten die Vorurteile und die Aufgabe der Personen mit den roten Schals war, mit den Vorurteilen zu argumentieren. Die Schüler mit den grünen Schals hingegen sollen versuchen, gegen die Vorurteile Stand zu halten. Es entwickelte sich sehr schnell ein Streit und somit erfüllte sich auch das Ziel des Rollenspiels. Nach der gemeinsamen Auswertung und Besprechung bekamen wieder vier von uns die Aufgabe, ein erneutes Gespräch zu simulieren. Wir setzten uns dafür in ein kreuzförmiges Bild und auch hier kamen die Schals zum Einsatz. Statt eines Streites entwickelte sich ein ruhigeres Gespräch als zuvor. Zudem bekamen wir ein Arbeitsblatt, welches wir ausfüllen sollten. Auf diesem waren ganz viele Vorurteile aufgelistet, die wir gewissen Ländern zuordnen sollten. Der Trick dahinter war, dass allein das Ausfüllen der Blätter schon falsch war. Wir haben hierbei gesehen, wie schnell wir uns, ohne zu hinterfragen, zu Dingen verleiten lassen, die nicht gut sind. Zum Schluss hörten wir ein kleines Märchen. Es ging darum, am Ende des Märchens einen Schuldigen zu finden. Auch hier war die Intention wieder, dass wir alle falsch liegen.
Am dritten und letzten Tag fanden wir uns dann in drei Gruppen zusammen und unsere letzte Aufgabe lautete, dass wir einen Film über die Begabtenförderung drehen sollten, der den Inhalt des diesjährigen Workshops zusammenfasst. Wir bekamen hierzu die I-Pads von Herrn Geßner und wurden von ihm und Herrn Riedler währende dieser Arbeitsphase beaufsichtigt. Am Ende des Tages präsentierten wir die mit sehr viel Mühe bearbeiteten und erstellten Filme.
Abschließend möchte ich mich auch im Namen aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Workshops bei Herrn Riedler, Herrn Geßner und bei den beiden externen Referenten vom Dienstag bedanken. Vielen Dank, dass Sie uns diesen Workshop ermöglicht haben. Wir hoffen, dass auch nächstes Jahr die Neuntklässler ein so tolles Programm zu Demokratie, Partizipation und Vorurteilen ermöglicht bekommen!
Laura Scanu